Der Blues rollt, aber in Osnabrück kommt er seit 1994 als Lawine. Dafür sorgt Wolfgang Lampe. Er ist Vorsitzender des Vereins, der das Festival Blueslawine organisiert. Die nächste findet am 2. März 2024 im Haus der Jugend statt.
Den Blues hat Wolfgang Lampe seit den Sechzigerjahren. Sein älterer Bruder hat ihn infiziert. Der hörte damals die Musik der Rolling Stones, die maßgeblich vom Blues beeinflusst war, und er spielte Schlagzeug in einer Band. Der, so erzählt der 68-jährige Rentner, sei viel rumgekommen und habe Schallplatten mitgebracht – unter anderen von Chuck Berry.
Blues macht nicht traurig
Blues war in den Sechzigern in Osnabrück noch nicht populär, so Lampe. Ihn hat es allerdings gepackt. Das Feeling, dass durch die Texte, die Musik und vor allem die Gitarren entstand, fasziniert ihn bis heute. „Der Blues berührt mich mehr als andere Musik wie Pop oder ähnliches. Außerdem bin ich Gitarren-Fan und mag einfühlsame Solos.“ Blues mache keineswegs immer traurig, so Lampe weiter. „Man freut sich über die Klänge.“
Irgendwann ist Wolfgang Lampe vom Fan zum Veranstalter geworden. Er hatte Kontakt zu der Osnabrücker Gruppe um Uwe Zagratzki, die sich Bluesverstärker nannte. Zagratzki war auch derjenige, der vor drei Jahrzehnten die Idee zur Blueslawine hatte, sagt Lampe. Er ist jedoch nach der neunten Auflage ausgeschieden. Dann hat Wolfgang Lampe die Verantwortung übernommen. Er ist erster Vorsitzender des Vereins Bluesverstärker, der das Festival ausrichtet. Die Umwandlung in einen Verein, die Schaffung von professionellen Strukturen und die Akquise waren die ersten Maßnahmen, die Lampe ergriffen hat, sagt er. Heute führt er den Verein mit sieben weiteren Bluesliebhabern. In den 29 Jahren, in denen die Blueslawine existiert, hat es viele Höhepunkte gegeben, sagt Wolfgang Lampe. Aus den vielen regionalen und internationalen Größen steche aber die Blues Band um den Sänger Paul Jones heraus, sagt Lampe. „Die waren der Knaller“, sagt der ehemalige Lehrer. Eine wirkliche Enttäuschung habe es in den drei Jahrzehnten nicht gegeben.
Das mag auch der Grund sein, warum die Blueslawine regelmäßig bei der Blues Challenge Eutin zu einem der fünf beliebtesten Blues-Festivals Deutschlands gewählt wird. 2017 gewann die Blueslawine sogar einen Blues Award.
Der gute Ruf des Osnabrücker Festivals hallt bis weit über die Grenzen Deutschlands hinaus. Der spanische Gitarrist Javier Vargas absolvierte bei der Blueslawine am 4. März sein einziges Konzert in Deutschland. Am Mikro stand der Neffe von Stones-Sänger Mick Jagger. Lampe sagt, er erhalte täglich mehrere Anfragen von Agenturen, die ihre Klienten bei der Blueslawine unterbringen wollen. „Wir können aus dem Vollen schöpfen.“ Die 28. Blueslawine ist in Planung.
(Thomas Wübker, NOZ 28.02.2023)