The times they are a changing
Als Robert Allen Zimmerman am 24. Mai 1941 in Duluth, Minnesota, geboren, wird der Veteran der Folkmusik und Pionier des elektrifizierten Genres sowie Nobelpreisträger für Literatur, Bob Dylan, in diesem Jahr ganze 80 Jahre alt.
Er ist eine lebende Legende - Songs wie "Blowin' in the Wind" oder "Masters of War" wurden zum Zeitgeist der Hippie-Generation. Dylan steht mit seiner Musik und seiner Lyrik für eine ganze Generation. Sein „The times they are a changing“ war gleichfalls so etwas wie die Hymne der 60er Jahre. Teils aktuelle politische Themen, teils autobiografische Ereignisse und Erfahrungen wie zwei Scheidungen kennzeichnen seine Alben bis heute. Die Trauer um die Trennung von Frau Sara und sicherlich auch etwas Weltschmerz verarbeitet Dylan in christlichen Themen in seinen Songs und wendet sich erst in den 1980er Jahren wieder weltlicheren Themen zu.
Seinen ersten professionellen Auftritt absolvierte Dylan 1961 im Vorprogramm von John Lee Hooker. Bereits 1961 erhält der Sänger seinen ersten Plattenvertrag und veröffentlicht 1962 sein Debütalbum „Bob Dylan“, welches unter anderem den legendären Hit „Blowin’ In The Wind“ enthält und Dylan berühmt werden lässt. Die kommenden Alben werden dann etwas rockiger – charakteristisch für diese Zeit sind Songs wie „Like A Rolling Stone“ und „It’s All Over Now Baby Blue“. Unumstritten war der eigenwillige, teils exzentrische Musiker zu keiner Zeit.
Ab Mitte der 1960er Jahre ließ Dylan seine bis dahin fast ausschließlich solo mit Mundharmonika und auf der akustischen Gitarre gespielte Musik elektrisch verstärken und hatte jetzt auch eine Begleitband. Der Folk- und Country Rock war geboren.
Wenn auch in der jüngsten Vergangenheit rar gemacht, war er seit 1988 unermüdlich auf seiner „Never ending Tour“ unterwegs. Dylan spielte dabei jährlich um die 100 Konzerte verteilt auf die halbe Welt. Bis heute hat er neben dem Nobelpreis für Literatur elf Grammy Awards gewonnen, einen Oscar und einen Golden Globe Award.1988 wurde Dylan in die Rock’n’Roll Hall of Fame aufgenommen. 2008 gewann der Sänger den renommierten Pulitzer Preis.
Anfang März 2016 wurde bekannt, dass Dylan sein privates Archiv für 15 bis 20 Millionen Dollar an die Universität von Tulsa verkauft hat. Das Archiv umfasst etwa 6.000 Objekte, darunter Gedichte, Briefe, Aufnahmen, Filme und Fotografien.
Im März 2020 veröffentlichte Dylan auf seinem You Tube -Kanal „Murder Most Foul“, das über 16 Minuten lange Lied hat thematisch das Attentat auf John F. Kennedy zum Inhalt.
Im Dezember 2020 veräußerte Bob Dylan die Verlagsrechte an seinem aus über 600 Titeln bestehenden Werk an die Universal Music Group. Die New York Times schätzte den Betrag auf mehr als 300 Millionen Dollar.
Ich selbst habe ihn leider nur zweimal live erlebt. Zum einen in Hamburg und zum anderen in Münster, wo er augenscheinlich mürrisch, ja fast unfreundlich gestimmt die Bühne betrat, begleitet von einer eher mittelmäßigen Band. Die einzelnen Titel musste man selbst als eingefleischter Dylan-Fan nahezu erraten. Nichts von Floskeln wie „nice to be here tonight“, nein, auch ein frenetischer Applaus zum Ende des Konzerts konnte Dylan nicht dazu bewegen, eine Zugabe zu geben.
Rolf Habben, Bluesverstärker Osnabrück
Not fade away . . .
Essay zum Beitrag „Das kurze Leben des Brian Jones“ im Kultursender arte am Freitag, den 22. Januar 2021 um 22:00 Uhr von Rolf Habben
Am 03. Juli 1969 ertrank der Gründer der Rolling Stones, Brian Jones im Alter von gerade mal 27 Jahren, unter mysteriösen Umständen im Swimming Pool seines Landhauses Cotchford Farm in Hartfield, East Sussex in Südengland.
Es war schon ein mittelschwerer Schock für mich und für alle Stones Fans, als die seriöse Tagesschau zur besten Sendezeit die Nachricht vom ebenso überraschenden wie mysteriösen Tod Brian Jones´ vermeldete. Tragisch zugleich, weil die Stones ihrem musikalischsten und vielseitigsten Bandmitglied kurz zuvor Anfang Juni wegen seiner Unzuverlässigkeit und exzessiven Drogen- und Alkoholprobleme den Laufpass gegeben hatten. Als offizielle Todesursache wurde Ertrinken angegeben. Bis heute halten sich allerdings Gerüchte, er sei von Frank Thorogood, der mit Jones im Pool zu mitternächtlicher Stunde schwamm, ermordet worden.
Spontan beschlossen wir zu Dritt, uns nach England aufzumachen um ihm an seinem Grab in Cheltenham, Jones Geburtsort, zu kondolieren. Dieses auch deshalb, weil wir das kostenlose Konzert der Rolling Stones am 5. Juli 1969 im Londoner Hyde Park leider aus Unkenntnis verpasst hatten. Freundlicherweise erlaubte uns der Hotelbesitzer im Londoner Stadtteil Paddington einen nachträglichen Film im englischen TV vom Konzert in seinem Wohnzimmer zu sehen. Die schon vor Jones’ Tod geplante Veranstaltung wurde zu seiner Gedenkfeier. Auf der Bühne stand ein großes Bild von ihm, Mick Jagger las aus Adonais von Shelley („Peace, peace, he is not dead, he does not sleep, he has awakened from the dream of life“) und die Stones ließen Hunderte weißer Schmetterlinge fliegen. Bei diesem Konzert vor rund 250.000 Fans trat erstmals Jones’ Nachfolger Mick Taylor live mit der Band auf.
Zunächst haben wir in Hartfield versucht, durch eine schützende haushohe Hecke Fotos vom Swimming Pool zu schießen, wurden jedoch von einem Hausmeister unter Androhung von Polizei vertrieben. Das sollte uns auf dem Priory Road Cemetery in Prestbury, einem Vorort Cheltenhams, nicht passieren.Über Stonehenge ging es auf die Reise in den Westen Englands.Nach einer mehr oder weniger durchwachten Nacht im Ford Taunus 12 M wies uns ein freundlicher Friedhofsgärtner am nächsten Morgen den Weg zur Grabstelle Brians. Irritiert waren wir davon, dass mehr als 4 Wochen nach seiner Beisetzung noch nicht einmal ein Grabstein vorhanden war, so als habe man hier seinen Lieblingshund eiligst verscharrt.
Seitdem ich Ende 1964 mit dem Titel „Off the hook“, B-Seite ihres No. 1 Hits „Little red rooster“ mit der überragenden Slidegitarre Brian Jones, zum ersten Mal von den Stones gehört hatte, bin ich ihr Fan bis heute geblieben. Über die Stones bin ich auch zum Blues gekommen, weil ihre ersten 3 Alben nahezu ausschließlich Titel schwarzer Musiker enthielten und die Stones ihren Vorbildern Muddy Waters, Howlin´ Wolf, Willie Dixon, Robert Johnson, John Lee Hooker und Chuck Berry anhingen.
Brian Jones selbst hatte ich glücklicherweise 1965 in der Münsterland Halle und zwei Jahre später in der Stadthalle in Bremen noch live für ganze 16 Deutsche Mark erleben dürfen. Es war die Zeit, als man in der „Peitsche“ am Heger Tor nur deshalb nicht bedient wurde, weil dem Wirt die Haarlänge sogenannter „Gammler“ nicht passte. In den folgenden Jahren habe ich jeweils mindestens ein Konzert besucht, wenn sie in Deutschland in Essen, Hannover, Berlin, Schüttdorf im Emsland und Hamburg tourten. 2017 in Hamburg hatte ich 239 Euro auf den Tisch legen müssen.
Auch nach fünfeinhalb Jahrzehnten Rolling Stones Enterprises ist ihr Stern ganz sicher nicht verblasst und ein Live-Auftritt hat nichts von seiner Faszination verloren. Nein, die Spuren der landauf, landab anerkannt größten Rock ´n´ Roll Band aller Zeiten werden auch in hundert Jahren nicht verweht sein, schließlich rocken und touren die Stones mittlerweile in zwei Jahrtausenden rund um den Globus.
Gitarrist Keith Richard hat es in einem Interview in seiner für ihn typischen Art einst auf den Punkt gebracht: „Es gibt die Sonne, es gibt den Mond und es gibt die Rolling Stones, alle waren schon immer da“.
Niemand kann voraussagen, wann die Osnabrücker Bluesverstärker wieder "normale" Konzerte veranstalten können. Und falls uns demnächst wieder der totale Lockdown droht, haben wir ja wahrscheinlich wieder mehr Zeit zu Hause und können uns etwas Musik zu Gemüte führen.
Ich habe Musik-CDs von zwei Künstlerinnen zu Hause, die mir sehr gut gefallen und dazu einige Clips auf Youtube gefunden.
Einmal ist es die französische Sängerin/Gitarristin Gaelle Buswel. Sie ist eher dem Bluesrock zuzuordnen. Sie spielt generell mit Band.
Die andere Künstlerin ist die Amerikanerin Danielle Miraglia. Sie spielt Gitarre, Slide-Gitarre, Mundharmonika und benutzt auch eine sogenannte "foot stomp box" für den Rhytmus. Einen Großteil ihrer Musik spielt sie solo ein, aber bei einigen Stücken erhält sie Unterstützung einer Band, die sich "Glory Junkies" nennen. Dann kommen noch eine zweite Gitarre hinzu, Bass, Drums und (sehr interessant) ein Musiker mit Violine.
Das aktuelle Produkt von Danielle ist "Bright Shining Stars" und es gefällt mir schon deshalb, weil sie zwei Bob Dylan Songs interpretiert: "You're Gonna Make Me Lonesome When You Go" und "Meet Me In The Morning", was auch schon bei Dylan ein guter Blues-Song war (auf Blood On The Tracks). Interessant ist ebenfalls der "Turtle Blues" von Janis Joplin, weil dort der Violonist ins Geschehen eingreift.
Wen also in dieser konzertlosen Zeit die Langeweile plagt, kann ja die Videos der beiden Musikerinnen bei Youtube aufrufen.
Hans Peter Müller
Natürlich hätte mir schon längst früher die Idee kommen können über Eric Claptons Crossroads Guitar Festivals zu schreiben. Sie gab es im Drei-Jahres-Rhythmus 2004, 2007, 2010 und 2013 um Geld einzuspielen für Erics Drugs Therapy Center in Antigua. Aber leider habe ich das nicht getan.
2016 gab es kein Festival, warum auch immer, und ich dachte, 2019 würde es auch keins geben, aber da lag ich falsch. Inzwischen ist eine Veröffentlichung erschienen. Man kann es als 3er-CD und auch als 2er-DVD separat erwerben.
Alle Künstler, die Eric eingeladen hatte, konnte man nicht in den Veröffentlichungen unterbringen, aber einige, die auch früher schon dabei waren und Neulinge, mögen genannt sein: Lait, Tom Misch und Daniel Santiago.
Sonny Landreth startet das Konzert, Buddy Guy (mit Jonny Lang) ist dabei. So auch Robert Cray und Jeff Beck. Auf der DVD 2 sind als Bekannte, wie Robert Randolph, Los Lobos, Gary Clark Jr. und Vince Gill zu hören. Durch das Programm führen wie 2007 die launigen Kommentare von dem Schauspieler Bill Murray.
Aber auch neue Gesichter für dies Festival sind zu hören, wie die "Elder Lady der Slide Guitar" Bonnie Raitt und einige eher südamerikanische Klänge von Lianne La Havas. Den jungen Gitarristen James Bay sollte man im Auge behalten. Aus dem wird noch mal was. Erstmalig ein Sänger dabei, der auf einen Rollstuhl angewiesen ist: Bradley Walker singt "Tulsa Time", begeitet von Vince Gill, Albert Lee und Jerry Douglas, dann folgt von Bradley: " Drifting Too Far From The Shore"
Top-Punkte erzielt natürlich die Tedeschi Trucks Band. Beim zweiten Song auf DVD 2 singt Susan Tedeschi allein, ohne Gitarre und kann nicht umhin, sich beim Gitarrenspiel ihres Ehepartners Derek Trucks wie Joe Cocker im Luftgitarrenspiel zu verhalten.
Zum Abschluss der Show auf DVD schalten sich noch mal viele Beteiligte zu einem "Happy Birthday" für den MC Bill Murray ein, der wohl an besagtem Tag Geburtstag hatte. Er wünschte Eric Clapten viel Erfolg für sein Projekt so lange, wie es ihm möglich sei, und Clapton erwiderte: "Ich mache so lange weiter, wie du es kannst."
Clapton mischte sich naturgemäß wieder in die Schlußsequenz ein, mit den Titeln "Badge", "Layla", "Purple Rain" und "High Time We Went" (wo sich alle beteiligten Gitarristen noch einmal mit Soli "austoben" durften). Den Abspann des Videos setzte Doyle Bramhall II mit der Tedeschi Trucks Band und dem wundervollen Bob Dylan-Titel "Going Going Gone" Hoffentlich kein Omen (bei dem Alter von Eric Clapton), dass es keine weiter Crossroads-Konzerte geben wird. Let's take thumps up.
Hans Peter Müller
Zum Tode des britischen Blues - und Rockmusikers Spencer Davis
"Der Mann hinter den Kulissen", so betitelt Edo Reents seinen in der FAZ vom 22.10.2020 erschienenen Nachruf auf Spencer Davis. "Zur Etablierung und Polularisierung musikalischer Genres bedarf es entweder eines Originalgenies, das ganz aus eigener Kraft schöpft, oder eines , wie man früher gesagt hätte, Orchesterleiters" fährt Reents fort. Man könnte ergänzen: auch eines Produzenten und / oder Mäzens. Was so für den Jazz sicher gilt (wie auch im Übrigen für die klassische Musik), gilt auch für die Rock - und Bluesmusik. Ohne John Mayall, Alexis Korner oder auch Chris Barber wäre die britische Blues Explosion nicht denkbar gewesen.
Spencer Davis war ursprünglich Lehrer und sprach fließend Deutsch, Französisch und Spanisch. Seine Leidenschaft aber gehörte der Musik, wobei er nie solistisch in den Vordergrund trat. Aber er konnte immer Talente an sich binden und fördern. So den jungen Steve Winwood , ein Gitarrist und Pianist mit einer unglaublich schwarzen Stimme. Er schuf damit eine Band, die mit Hits wie "Keep on Running", Gimme Some Lovin", "Somebody help me" und "I`m a man" unsterbliche Klassiker der noch jungen Rock Musik schuf, Klassiker, die heute noch jede Ü60 Party zu Schwung verhelfen. Die im Sinne der Musik der 60er Jahre massentauglich waren, jedoch nie das Genre des Blues, dem sie entstammten, ganz verließen. Spencer Davis machte auch "authentische" Blues Platten (wie derjenige Bluesfreund sagen würde, der auf Authentizität wert legt), die aber nie so an Bedeutung gewannen wie seine massentauglichen Hits. Ich selber bin als damals junger Mann auf "Georgia on my Mind" voll abgefahren, der von Steve Winwood wunderbar lyrisch - zart ins Werk gesetzte Ray Charles Hit, mit einer perlend-bluesig - jazzigen Klavierbegleitung , so gelassen und intensiv gespielt (Oscar Peterson läßt grüßen!). Besser als das Original. Steve Winwood verließ Spencer Davis nach 2 Jahren und gründete die Band Traffic und später mt Eric Clapton und Ginger Baker die Band Blind Faith.
Spencer Davis verfügte sich weiter hinter den Kulissen und betreute Bob Marley und Robert Palmer (Unter der Oberaufsicht Chris Blackwells von Island Records) und ging mit anderen Musikern wie Pete York, Chris Farlow , Mytch Rider, Rick Derringer und Brian Auger auf verschiedene Tourneen und veröffentlichte auch ab und an Blues-Alben.
Im Alter von 81 Jahren ist Spencer David Nelson Davies in seiner zweiten Heimat Los Angeles an einer Lungenentzündung gestorben.